Ich bin der Meinung, das es extrem schwierig ist, eine wirkungsvolle Armee nur zur Verteidigung des eigenen Landes aufzustellen. Das liegt daran, dass das Konzept einer Armee und das Prinzip der reinen Verteidigung, strukturell nicht zusammen passen. Denn jede Armee kann man natürlich auch immer für einen Angriff missbrauchen. Deshalb müsste eine nationale Verteidigungsarmee so strukturiert sein, das sie so einen Angriff aus sich heraus möglichst unwahrscheinlich macht.

Dieses Konzept versucht offenzulegen, wie weit man vermutlich gehen müsste, um so eine reine nationale Verteidigungsarmee innerhalb einer Demokratie (die nicht räumlich expandieren will) aufstellen zu können.

Das eigentlich Ziel ist es aber zu zeigen, dass es keinen Sinn macht so eine nationale Verteidigungsarmee aufzustellen, insbesondere nicht im europäischen Kontext. Denn in diesem Kontext könnte man das Problem viel eleganter lösen.

Es gibt nur noch eine europäische Verteidigungsarmee, mit einem klaren Auftrag nur zur Verteidigung der europäischen Bevölkerung (ich schreibe ganz bewusst nicht der europäischen Grenzen, oder der Wirtschaft). Diese Armee untersteht dem europäischen Parlament. In jeder Einheit müssen mindesten Soldaten aus 3 Ländern der EU sein. Kein Land darf in so einer Einheit mit mehr als 40% vertreten sein.

Der Widerspruch zwischen Verteidigung und einer Armee.
Ein Armee muss eigentlich sehr effizient und über harte Befehlsstrukturen umgesetzt werden. Idealerweise setzt man dazu Menschen ein, die Befehle ohne eigen Reflexion und unmittelbar umsetzen. Insbesondere wenn man dazu das Konzept einer Freiwilligen Armee wählt, wird das unverhältnismäßig viele Menschen mit nationalistischen Tendenzen anlocken. So eine Personalstruktur steht aber im extrem Widerspruch zu dem Ziel, nur die Bevölkerung des eigenen Landes zu verteidigen.

Deshalb habe ich mir eine Struktur überlegt, die innerhalb des nationalen Kontextes für die reine Verteidigung der Bevölkerung zielführend sein könnte.

Konzept für eine sozial verträgliche nationale Verteidigungsarmee

Das Ziel dieses Konzeptes ist es, den Einsatz einer nationalen Armee möglichst unwahrscheinlich zu machen. Hierzu werden die Streitkräfte so eng wie möglich mit der Bevölkerung verzahnt, damit alle Bevölkerungsgruppen unmittelbar bei einem Einsatz mit betroffen sind. Das Konzept nimmt in Kauf, dass im Verteidigungsfall gegebenenfalls mehr Menschen sterben, weil es diesen durch die enge Verankerung mit der gesamten Bevölkerung, westlich unwahrscheinlicher macht.

  • Die Verteidigungsarmee (VEA) setzt sich immer aus der Gesamtbevölkerung zusammen.
  • Alle Bürger#innen die im Land leben sind betroffen, auch wenn sie keine Staatsbürger#innen sind.
  • Alle Bewohner#innen des Landes, die zwischen 25 und 60 Jahren sind, werden verpflichtet teilzunehmen.
  • Für sehr wichtige strategische Positionen dürfen Berufssoldat#innen eingestellt werden.
  • Die VEA besteht immer aus 90 % Bevölkerung und 10 % Berufssoldat#innen.
  • Die 90 % Soldat#innen aus der Bevölkerung werden per Zufall (Losverfahren) ermittel.
  • Jeder ist verpflichtet an der Ausbildung teilzunehmen, es gibt keine Ausnahmen.
  • Bürger#innen die eine Ausbildung an einer Waffe kategorisch ablehnen, erhalten eine alternative Ausbildung zur Unterstützung der VEA, zum Beispiel als Krankenpfleger*innen.
  • Alle Soldat#innen erhalten unabhängig von ihren speziellen Fähigkeiten eine Grundausbildung.
  • Während der Ausbildung wird dann festgelegt, in welchem Teil der VEA die Soldat#innen eingesetzt werden.
  • Während der Ausbildung und im Verteidigungsfall, erhalten alle ihr altes Gehalt weiterbezahlt.
  • Arbeitslose Bürger#innen erhalten das 60% Quantil des mittleren Einkommens als Sold.
  • Im Verteidigungsfall wird per Zufall (Losverfahren) entschieden, wer von den schon fertig ausgebildeten Soldaten#innen an die Front muss.
  • Dieses Auswahlverfahren bezieht alle fertig ausgebildeten Soldat#innen mit ein, insbesondere auch die höheren Ränge, die die Befehle zum Einsatz erteilen müssen.
  • Den Befehl zum Verteidigungsfall entscheidet der Bundestag mit absoluter Mehrheit.

Offene Punkte

  • Soll es für einen direkten Angriff eine Verkürzung der Befehlskette geben?
  • Wer sollte dann kurzfristig den Befehl geben dürfen, der später vom Bundestag bestätigt werden muss?